- indonesischer Tanz.
- indonesischer Tanz.Neben zahlreichen Volks- und Stammestänzen haben sich auf Java und Bali klassische Tanzstile entwickelt. Als um 1000 n. Chr. der Hinduismus von Indien über Sumatra bis Java vordrang, brachte er auch den Tempeltanz, die tanzdramatischen Gesetze des Natyashastra sowie die Tanzinhalte der Sanskritepen und -legenden mit, die sich mit der einheimischen animistischen Glaubens- und Vorstellungswelt zu einem charakteristischen Stil vermischten. Als zu Anfang des 16. Jahrhunderts durch die Ausbreitung des Islam viele hindugläubige Familien nach Bali auswanderten, fand der javanische Tanz dort verwandten Boden und konnte sich bis heute erhalten. Auf Bali sind Tempeltänze Formen der Anbetung (Pendet, Rejang, Sang Hyang). Weltliche Tänze, die ursprünglich zur Unterhaltung bei Tempelfesten dienten, entwickelten sich zu klassischen Formen: Tanzdrama Gambuh, Opernform Arca, mystisches Tanzdrama mit Masken Topeng, von Puppen oder Menschen aufgeführtes Tanzdrama Wayang Wong, von einem männlichen Solisten aufgeführter Kriegstanz Baris und Kecaktanz (möglicherweise aus vorhinduistischer Zeit, ursprünglich Teil des Trancetanzes Sang Hyang, inzwischen dem Ramayana einverleibt). Die begleitenden Texte in der altjavanischen Kawisprache kommentiert ein clownartiger Sprecher in balinesischer Umgangssprache. Auf Java haben sich die hochstilisierten, zeremoniellen Hoftänze Bedaya und Srimpi der Frauen und der Lawungtanz der Männer erhalten, ferner eine große Zahl klassischer Tanzdramen wie Wayang Topeng (ältestes, bis ins 9. Jahrhundert zurückzuverfolgendes Tanzdrama mit Masken), Wayang Wong (mit Dialogen in Prosa) und Langen Driya (Tanzoper mit gesungenen Dialogen). Auf beiden Inseln entstammen die Tanzinhalte den indischen Epen »Mahabharata« und »Ramayana«, dem javanischen Panjizyklus, einheimische Mythen, historischen Ereignissen und der religiösen Vorstellungswelt. Gamelanorchester in unterschiedlicher Besetzung begleiten die von großer Eleganz und Ausdruckskraft geprägten klassischen indischen Tänze. Die Charaktere sind typisiert (fein, grob, bescheiden, stolz, dämonisch, affenartig) und führen Bewegungen mit festgelegtem Sinninhalt aus, denen bestimmte Muster auf der Trommel zugeordnet sind. Die individuelle dramatische Gestaltung tritt zurück.
Universal-Lexikon. 2012.